Montag, 27. Februar 2017

Kein Mitleid mit Deniz Yücel

Gegenwärtig ist sein Name in aller Munde: Deniz Yücel. Fast alle Medien berichten täglich über die Inhaftierung des Türkei-Korrespondenten der Zeitung "Die Welt". Oberflächlich am Weltgeschehen Interessierte müssen denken: der Arme! Vermutlich nicht ganz zu Unrecht; wer will schon unter Erdoǧan im Gefängnis sitzen. Sollte man nun Mitleid mit Yücel haben? Nein! - Das klingt zunächst hart. Zumindest Deutsche hätten aber Grund genug für diese Härte. Um das zu verstehen, hilft uns Yücel selbst weiter - mit Kostproben seiner Artikel.

Kostprobe Eins. Am 4.8.2011 schrieb Yücel in der "taz" unter der Überschrift "Super, Deutschland schafft sich ab!"In der Mitte Europas entsteht bald ein Raum ohne Volk. Schade ist das aber nicht. Denn mit den Deutschen gehen nur Dinge verloren, die keiner vermissen wird. Und das ist nur der Vorspann! Der Artikel selbst weist den Autor überzeugend als Hasser alles Deutschen aus, so dass man mit einiger Berechtigung fragen kann: Warum lebt dieser Mann eigentlich noch in Deutschland?

Kostprobe Zwei. Am 6.11.2012 schrieb Yücel in der "taz" über Thilo Sarrazin: ... den man ... auch dann eine lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur nennen darf, wenn man weiß, dass dieser infolge eines Schlaganfalls derart verunstaltet wurde und dem man nur wünschen kann, der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten. Eine kaum verhüllte Todes-Verwünschung im Jargon eines Nazi-Blattes - die "taz" musste dafür 20.000 Euro Strafe zahlen. Man mag sich den medialen Wirbelsturm nicht vorstellen, hätte ein rechter Journalist ähnliches über einen linken Buchautor geschrieben. (Ines Pohl übrigens, die diesen Hassausbruch als Chefredakteurin zu verantworten hatte, ist heute in gleicher Position beim Staatssender "Deutsche Welle".)

Kostprobe Drei. Am 15.3.2013 schrieb Yücel, wiederum in der "taz", einen rüden Artikel über den damals neuen Papst Franziskus. Überschrift: "Junta-Kumpel löst Hitler-Jungen ab." Mit "Hitler-Jungen" meint Yücel den abgelösten deutschen Papst Benedeikt XVI., der 1941, an seinem 14.Geburtstag, zwangsweise Mitglied der Hitlerjugend wurde. Yücels Versuch, dem Papst das Odium des Nazi anzudichten, wäre lächerlich, wäre es nicht dermaßen perfide.

Deniz Yücels Artikel sind keine Entgleisungen. Seine rotzige Diktion verleiht seinen schäbigen Aussagen das passende Bett. Allein seine Bemerkung über Sarrazin hätte ihn in normalen Zeiten als Journalisten unmöglich gemacht. Stattdessen wird er - nach Stationen als Redakteur bei der linken "Jungle World" und bei der ebenso linken "taz" - Türkei-Korrespondent bei der einst konservativen "WELT". Wie ist das zu erklären? Die multikulturell eingestellte Medienwelt rekrutiert Nachwuchs, so scheint es, zunehmend nur noch unter ihresgleichen. Die beabsichtigte Vielfalt gerät zur Einfalt.

Yücels derzeitige Untersuchungshaft in der Türkei ist natürlich Unrecht. Das gesprochene oder geschriebene Wort darf einen Redner bzw. Autor nicht ins Gefängnis bringen - sofern er damit nicht massiv die Rechte anderer verletzt oder gegen Gesetze verstößt. WELT-Verleger Mathias Döpfner schöpft aber aus seiner Phantasie, wenn er Yücel jetzt als "brillanten Journalisten" darstellt. Ja, er will uns sogar suggerieren: Wir sind Deniz. Das darf er natürlich versuchen. Ebenso erlaubt ist aber auch die Aussage: Deniz Yücel ist ein furchtbarer Journalist: kein Mitleid mit Yücel. Begründung: siehe oben.
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