Freitag, 10. März 2017

Der erste Nazi und sein erster Feind

Die Nazis sind wieder da. Das vermitteln uns jedenfalls viele Medien und das linke politische Spektrum. Und so ist die Gegenwart geprägt durch den "Kampf gegen Rechts". Ein billiger, eifernd geführter Kampf - die eigene moralische Gipfellage dabei stets im Sinn.

Die Unterschiede zwischen Konservativen, Rechten, Rechtsradikalen oder Neonazis spielen keine Rolle: alles ist "Rechts" oder gleich "Nazi". Der Kampf gegen die wahren Nazis wurde natürlich vor Jahrzehnten ausgetragen. Und der war lebensgefährlich! Im Gegensatz zu heute, wo linksradikale Aktivisten der Antifa ihre zerstörerische Kraft ausleben, um hernach wieder im Hotel Mama schlafen zu gehen.

Werfen wir stattdessen einen Blick zurück auf die historischen Nazis und den Kampf gegen sie.
Einer der wohl ersten Kämpfer gegen die Nazis war der Journalist Konrad Heiden. Heiden, 1901 geboren, erlebte den gewissermaßen ersten Nazi - Hitler - schon in dessen Anfängen in München. Das erste Mal 1921 während der damals üblichen Kneipen-Auftritte Hitlers. Von da an war Konrad Heiden so etwas wie Hitlers journalistischer Schatten.

In unzähligen Artikeln beschrieb und entschlüsselte er detailliert die Auftritte Hitlers und warnte vor ihm und den Nazis. Offenbar war Konrad Heiden sofort die Brisanz des Hitlerschen Weltbildes klar. Obwohl: Vom Holocaust konnte Heiden zu der Zeit noch nichts wissen, der begann erst 1941. Um so erstaunlicher, mit welchem Nachdruck er seinem Thema nachging.

Heiden veröffentlichte 1932 auch das erste umfassende kritische Buch über die Nazis "Geschichte des Nationalsozialismus", Untertitel "Die Karriere einer Idee". Ähnlich scharf- und hellsichtig gelang dies in diesen frühen Jahren nur Sebastian Haffner mit seinem 1939 im englischen Exil erschienenen Buch "Germany: Jekyll & Hyde" (auf Deutsch erschien es erst 1996).

Stefan Aust, selber Journalist und Buchautor, kommt nun das Verdienst zu, Konrad Heiden aus der Vergessenheit bzw. aus der Unkenntnis ein wenig in das öffentliche Bewusstsein der Gegenwart gehoben zu haben. Vor ein paar Wochen veröffentlichte er eine erste Biografie über Heiden mit dem Titel "Hitlers erster Feind. Der Kampf des Konrad Heiden".

Flüssig und spannend beschreibt Aust Konrad Heidens Weg als Journalist in der Weimarer Republik, seine Stationen auf der langen Flucht vor der Gestapo und seinen Neubeginn in den USA. Bereits auf der zweiten Seite seiner Biografie lässt er Heiden in dessen bestechender Sprache die Wirkung Hitlers auf seine Anhänger erklären: Die Zuhörer saßen wie gebannt, und manchem stand eine Seligkeit auf dem Gesicht geschrieben, die mit dem Inhalt der Rede schon gar nichts mehr zu tun hatte, sondern das tiefe Wohlbehagen einer durch und durch umgewühlten und geschüttelten Seele widerspiegelte.

Der Aufklärer Heiden blieb der NSDAP respektive der Gestapo natürlich nicht verborgen. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 war Heiden denn auch in akuter Lebensgefahr. Was ihm blieb war die Flucht. Das erste Exil war Zürich, danach das noch freie Saarland. Das nächste Ziel war Paris. Nach der Okkupation Frankreichs durch Hitlers Armee flüchtete er, nach zeitweiliger Unterbringung in französischen Internierungslagern, ins nicht besetzte Marseille. Zu Fuß über die Pyrenäen gelang ihm 1940 die Rettung nach Übersee, in die USA.

Die Beschreibung von Heidens Flucht vor den Häschern der Gestapo zeigt sehr deutlich den Unterschied zu heutigen Migranten, die von den Medien pauschal Flüchtlinge genannt werden. Unbehelligt ziehen diese mit geladenen Smartphones durch beliebig viele Staaten in das Land ihrer Träume und können sich dort sogar in die Sozialsysteme klagen.

Zurück nach Deutschland kam Konrad Heiden übrigens nach dem Krieg nur noch selten, erstmals im Jahr 1951. Für das US-Magazin "Life" schrieb er darüber: Ich bin nicht darauf gefaßt gewesen, einen geradezu klagenden Pazifismus in einem Volke zu finden, das noch vor kurzem von Militarismus berauscht war.

1966 starb Konrad Heiden in New York. Auf seinem Grabstein steht: KONRAD HEIDEN - WRITER - FOE OF NAZIS - 1901-1966. Die "New York Times", so schreibt Stefan Aust, würdigte ihn mit einem ausführlichen Nachruf. In Deutschland dagegen habe es keinen einzigen Nachruf gegeben, lediglich kurze Zeitungsnotizen.

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