Dafür gab es reichlich Kritik. Der Eindruck war entstanden, die breiter werdende Kritik am Zwangscharakter der "Mitgliedschaft" in der ARD solle manipulativ in etwas Positives gewendet werden. Und zwar mit stets wiederholt zu verwendenden Begriffen, die an sich Negatives ins Positive wenden sollten.
Das Interview startet sogleich mit einer falschen Eingangsfrage. Mitnichten hat man Frau Wehling vorgeworfen, sie wolle Gehirnwäsche betreiben. Der tatsächlich erhobene Vorwurf richtete sich natürlich gegen die ARD. Denn nicht Frau Wehling sollte ihre Anleitung in der Praxis anwenden, sondern selbstverständlich die ARD.
Das immerhin 89 Seiten starke Werk als interne Diskussionsgrundlage kleinzureden, die nur intern verwendet werden sollte, ist eine Nebelkerze. Natürlich bildet eine solche Ausarbeitung zunächst nur eine Diskussionsgrundlage. Und natürlich würde sie nach Absegnung durch die ARD-Intendanten nur intern verwendet. Welche ARD-Führungskraft sollte sich auch in die Öffentlichkeit begeben, das "Framing Manual" hochhalten und womöglich erklären, er halte die offizielle Sprachanleitung der ARD in Händen.
Sodann wird die Fragestellung konkret: Warum tauche ein tendenziöser Begriff wie "medienkapitalistische Heuschrecke" in ihrem Papier auf, fragt DIE ZEIT. Die ebenso konkrete Antwort von Frau Wehling: Nö, das sag ich nicht, zu Einzelheiten äußere ich mich nicht.
Nun kommt der WDR-Intendant Tom Buhrow ins Spiel. Er möge keine Sprachvorgaben, er spiele da nicht mit. Und wieder trickst Frau Wehling in ihrer Antwort: Sie werde Tom Buhrow nicht sagen, wie er reden solle; Herr Buhrow könne beruhigt schlafen. Niemand sah Frau Wehling in der Position, Sprachregelungen in der ARD anzuordnen. Wenn überhaupt, wären dies die Intendanten der ARD, mithin, als einer von ihnen, Tom Buhrow selbst.
Moral sei beim Denken und Sprechen der ARD-Führungskräfte eine stete Voraussetzung, schreibt Frau Wehling in ihrem Werk. Der Frage nach der höheren Bedeutung von Fakten weicht sie wieder aus. Als Ausweg präsentiert sie wissenschaftliches Geschwurbel.
Bei der Frage nach der Existenz ihres Instituts, das immerhin den Namen "Berkeley International Framing Institute" trägt, kommt es richtig dicke: Frank und frei erklärt sie, dieses Institut gebe es gar nicht, es sei lediglich so etwas wie ein Markenname. Das wird voraussichtlich die Chuzpe des Jahres! Wahrscheinlich bedient sie damit aber nur das modische Verlangen ihrer Kunden nach englisch klingender Internationalität.
Der Interviewerin verschlägt es indes nicht die Sprache, und so kann Frau Wehling zur Erklärung der Nicht-Existenz ihres Instituts sogleich eine hübsche, kleine Geschichte hinterherschieben. Vermutlich ist das dann auch Framing, um in ihrem Sprachgebrauch zu bleiben.
Zum Schluss bleibt nur noch eine sinnvolle Frage. Wie kann man antreten, den Ruf der ARD verbessern zu wollen, wenn am Ende der eigene Ruf beschädigt wird. Sie müsse sich jetzt erst einmal sortieren, sagt Frau Wehling. Sinnvoller wäre es wohl gewesen, diesen Schritt vorher zu gehen.
Mein Resümee: Eine Wissenschaftlerin versucht mit modischem Wortgeklingel eine zahlungskräftige Kundschaft zu finden. Um diese zuvor zu täuschen, erfindet sie eine Dimension ihres vermeintlichen Schaffens, die der Realität nicht standhält. Darauf angesprochen, windet sie sich und backt kleine Brötchen.
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